Zur Jahreslosung 2019: "Suche Frieden und jage ihm nach!" (Psalm 34,15)
Es ist ein Wort voller Aktualität und Dringlichkeit, so empfinde ich es. Immer wieder spielt es eine Rolle, an dem Ort, an dem ich wohne, in der Familie, die ich mir nicht ausgesucht habe, aber zu der ich gehöre, und weltpolitisch sowieso. Streit und Versöhnung, Krieg und Frieden, in dieser Spanne spielt sich mein Leben ab. Und wenn ich zur Ruhe komme, Zeit habe, mich besinne, gewollt oder auch ungewollt, in diesem großen Haus, in Gesprächen oder allein, dann rückt mir sehr nahe, wie wenig selbstverständlich, aber wie unfassbar wichtig das gute Miteinander zwischen uns Menschen ist.
Ich möchte getragen und gehalten sein, geliebt und gesehen. Und ich möchte aushalten können, dass das nicht immer geht. Ich möchte Räume eröffnen und selber Raum finden, zu atmen, zu fühlen, zu erkennen auch, was mir und Anderen gut tut.
Ich möchte in Frieden leben! Im hebräischen Denken bedeutet "Frieden“ weit mehr als nur die Abwesenheit von Streit und Krieg. „Schalom“ meint eine tiefe Sehnsucht nach einer heilen, unversehrten Welt. Es ist die Hoffnung auf ein gerechtes und alle Feindschaft überwindendes Miteinander der ganzen Schöpfung. Die Jahreslosungen werden von der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ausgewählt. Es gibt sie seit 1934. Als Direktor des Reichsverbands der evangelischen Jugend wollte der Pastor und Lieddichter Otto Riethmüller (1889-1939) den NS-Parolen einen Bibelvers entgegenstellen und erfand die Tradition der Jahreslosungen. Riethmüller gehörte der Bekennenden Kirche an.
Dass dieser Frieden unter uns aufleuchtet, dass wir für ihn arbeiten und beten und dass Gott ihn schenkt – hier im Haus und anderswo, das wünscht Ihnen: Andrea Feisthauer, Pastorin an der MHH